Rickenbach/Brugg - CreaBeton hat Grund zum Feieren – aber auch Kummer

2022-08-21 21:55:24 By : Mr. kevin quan

Die Sebastian Müller AG (CreaBeton) hat jetzt 780 Mitarbeiter. Sie ist seit 90 Jahren eine wichtige Nummer im Geschäft mit den Zementröhren. Die ausländische Konkurrenz macht ihr Kummer.

Streetparade einmal anders. Technik statt Techno. Mit einem Spektakel haben die Betonmacher vom Bohler am Wochenende den 90. Geburtstag ihrer Firma gefeiert. Über 300 Mitarbeitende der Sebastian Müller AG Rickenbach LU standen im Einsatz, rund 2000 Gäste liessen sich unterhalten – mit Theater und einem Fahrzeug-Defilee, bei dem sich alle zwölf Standorte der Müller-Steinag Gruppe präsentierten.

Die Sebastian Müller AG (CreaBeton) hat jetzt 780 Mitarbeiter. Sie ist seit 90 Jahren eine wichtige Nummer im Geschäft mit den Zementröhren. Die ausländische Konkurrenz macht ihr Kummer.

Streetparade einmal anders. Technik statt Techno. Mit einem Spektakel haben die Betonmacher vom Bohler am Wochenende den 90. Geburtstag ihrer Firma gefeiert. Über 300 Mitarbeitende der Sebastian Müller AG Rickenbach LU standen im Einsatz, rund 2000 Gäste liessen sich unterhalten – mit Theater und einem Fahrzeug-Defilee, bei dem sich alle zwölf Standorte der Müller-Steinag Gruppe präsentierten.

Grund zu feiern gibt es wohl: In den vergangenen zehn Jahren ist die Firmengruppe von rund 530 auf 780 Mitarbeitende angewachsen – hauptsächlich durch Übernahmen.

«Wir übernehmen lieber Standorte, als auf der grünen Wiese zu bauen», sagt Urban Müller, Verwaltungsratspräsident der Sebastian Müller AG, und ergänzt mit einem Augenzwinkern: «So können sich alle Chefs in ihren Wirkungsbereichen entfalten, ohne sich in die Quere zu kommen.» Tatsächlich. Seit 26 Jahren wird das Unternehmen von den drei Brüdern Sebastian (63), Erwin (57) und Urban (55) geführt. Insgesamt arbeiten derzeit 16 Familienmitglieder in der Firma mit.

Angefangen hatte alles mit der maschinellen Fertigung von Zementröhren in einer Scheune. Unterdessen bietet die Firmengruppe nahezu alles an, was man aus Beton machen kann. Neben Kies, Beton, Zementröhren und Pflastersteinen werden im Bohler noch Traktoren und Landmaschinen verkauft. Ein Relikt? Urban Müller lacht. «Jeder neue Unternehmensberater empfiehlt uns, den Zweig einzustellen. Aber er hat Tradition und läuft. Also behalten wir ihn.»

Das imposante Kies- und Betonwerk liegt just auf der Kantonsgrenze. Über 360 Personen arbeiten hier. Ein Grossteil lebt in Rickenbach, im Wynen- oder im Ruedertal. Im Aargau hat sich das Unternehmen mit der Übernahme der Hunziker AG 2003 in Brugg einen weiteren wichtigen Betriebsstandort geschaffen. Hier sind derzeit 90 Personen beschäftigt. Bei der Däniker Müller-Steinag (seit 2006) arbeiten 58 Personen. Weitere Standorte sind in der Ost- und der Innerschweiz, im Tessin und im Welschland angesiedelt.

Trotz Bauboom ist das Klima in der Betonbranche rauer geworden. «Es ist zunehmend schwierig, in der Schweiz zu produzieren», sagt Urban Müller. «Seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses stehen wir stark unter Druck. Als Schweizer Unternehmen mit Schweizer Auflagen sind wir teurer als die ausländische Konkurrenz.» Die häufigen Sicherheitskurse für Chauffeure seien nur ein Beispiel dafür. Urban Müller verweist auf die Bözberg-Baustelle, wo Beton-Bauteile aus dem Ausland angeliefert werden. Das ärgere ihn.

Trotzdem. Die Müller-Steinag Holding ist am Schweizer Markt gut positioniert. Warum? «Durch eine zuverlässige Logistik und eine breite Angebotspalette», sagt Urban Müller. «Wir produzieren nicht nur Betonwaren, sondern bringen sie auch an den Bestimmungsort. Pünktlich und bis hinauf aufs Dach, wenns sein muss. Das schafft die ausländische Konkurrenz aus Frankreich, Deutschland oder Polen nicht. Beton ist schwer, das ist unser Vorteil.»

2013 hat die Sebastian Müller AG im Bohler in eine neue, 11 000 Quadratmeter grosse Produktionshalle für Betonelemente und damit weiter in den Standort «hinter den sieben Bergen» investiert. «Ja, die Transportwege sind etwas länger.» Aber die Abgeschiedenheit bringe Vorteile. «Wir haben selbstverständlich auch Auflagen, aber hier hinten störts weniger, wenns staubt und etwas lauter zu- und hergeht.» Apropos Lärm: Die Betonherstellung werde leiser, sagt Urban Müller, der fest an die Zukunft des grauen Baustoffs glaubt. Selbstverdichtender Beton liege im Trend. «Das laute Rütteln fällt fast weg.»

In der Firmengruppe wird nicht nur produziert, sondern auch geforscht. Beispielsweise an der Herstellung hochverdichteten Betons, damit Stabilität filigraner wird. Oder an Raumzellen, aus denen ganze Wohnblocks zusammengebaut werden.

Die drei Brüder führen die Sebastian Müller AG in der dritten Generation. Bereits jetzt hat jeder der drei Inhaber innerhalb der Familie einen Nachfolger bestimmt und in die Führungsriege der Gruppe integriert. Ende nächstes Jahr geht Sebastian Müller-Kleeb in Rente. Urban Müller wird per 2019 die Geschäftsführung der ganzen Gruppe übernehmen. Er ist seit bald 40 Jahren im Unternehmen. Und er ist dankbar: «Ich staune selber, wir Brüder haben uns immer sehr gut verstanden.» Tatsächlich? Immer? Der Jüngste lacht. «Nein. Aber wenn nicht, dann haben wir uns zu einem Glas Wein ins ‹Bad Schwarzenberg› zurückgezogen. Danach hatten wir eine Lösung.»